Die Marie-Marcks-Schule möchte ihre beiden Standorte zusammenlegen: "Es gibt Schüler, die brauchen diesen Rahmen"
Von Anica Edinger
Stefanie Srivastava hat es sich schon lange gewünscht - ab dem kommenden Schuljahr könnte es so weit sein: Am Donnerstag, 6. Juli, beschließt der Ausschuss für Bildung und Kultur vermutlich, dass die beiden Standorte der Marie-Marcks-Schule zusammengelegt werden. Eine entsprechende Verwaltungsvorlage verabschiedete erst in der vergangenen Woche der Jugendgemeinderat einstimmig, nach dem Bildungsausschuss muss noch der Gemeinderat grünes Licht geben. Investiert werden müssen dafür laut Vorlage rund 530.000 Euro. Die Schule soll dann nur in Bergheim sitzen, die freien Räume am Standort Kirchheim werden weiterhin schulisch genutzt: von der benachbarten Geschwister-Scholl-Schule.
Aktuell werden die Klassen eins bis sechs des sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt Lernen am Standort in der Vangerowstraße 9 in Bergheim unterrichtet. Die älteren Schüler bis Klasse neun haben ihre Unterrichtsräume in der ehemaligen Robert-Koch-Schule in der Kirchheimer Königsberger Straße 2. Für Srivastava, Direktorin der Marie-Marcks-Schule, und natürlich auch für ihre 30 Kollegen heißt das vor allem: Pendeln. "Wir haben das zwar in den vergangenen Jahren relativ gut geregelt", so Srivastava. Trotzdem freue man sich, wenn sich alle Schüler bald an einem Ort befinden.
Grund für die Zusammenlegung sind laut Verwaltungsvorlage aber vor allem die seit Jahren sinkenden Schülerzahlen. Rund 120 Kinder und Jugendliche besuchen derzeit die Marie-Marcks-Schule. "Es läuft immer mehr über Inklusion an den Regelschulen", erklärt Srivastava. Dabei arbeiten alle Beteiligten eng miteinander zusammen: Die Marie-Marcks-Schule schickt oftmals Schüler an andere Schulen, wenn die Lehrer überzeugt sind, dass eine inklusive Lösung für sie die bessere Alternative ist. So werden derzeit an insgesamt sieben Heidelberger Schulen Kinder und Jugendliche der Marie-Marcks-Schule inklusiv unterricht - etwa an der Waldparkschule auf dem Boxberg, an der Kepler- sowie der Gregor-Mendel-Realschule aber auch an der Kurpfalzgrundschule oder der Heiligenbergschule.
Betreut werden sie immer zusätzlich von den Sonderpädagogen der Marie-Marcks-Schule. Deshalb sagt Srivastava auch: "Unsere Aufgabenfelder haben sich in den vergangenen Jahren verändert." Der Schwerpunkt sei zwar immer noch Schule und Unterricht, hinzugekommen seien aber verstärkt die Felder Inklusion und Diagnostik: "Wenn die Eltern nicht genau wissen, was sie mit ihrem Kind machen sollen, können sie zu uns kommen und sich beraten lassen", berichtet die Rektorin. Für jedes Kind wird dann ein individuelles Gutachten geschrieben - "sodass für jedes die bestmögliche Lösung gefunden wird", so Srivastava. Diejenigen, die schließlich die Marie-Marcks-Schule besuchen, haben einen besonderen Förderbedarf: "Unsere Schüler brauchen mehr Zeit zum Lernen und besondere Rahmenbedingungen." Viele hätten eine geringe Konzentrationsfähigkeit und Probleme, unübersichtliche Sachverhalte zu strukturieren. "In kleinen Schritten versuchen wir Sonderpädagogen deshalb, den Schülern über verschiedene Kanäle den Stoff beizubringen. Das macht uns Spaß."
Auch deshalb ist Stefanie Srivastava überzeugt: "Es gibt Schüler, die diesen Rahmen brauchen." Und so glaubt sie auch weiterhin an die Daseinsberechtigung der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren im Land. "Auch, wenn die Politik noch nicht das letzte Wort gesprochen hat." Doch zunächst muss - wenn es von den politischen Gremien grünes Licht gibt - bald der Umzug gestemmt werden. Und wenn das gepackt ist, soll noch ein weiteres Projekt angegangen werden, verrät die Schulleiterin: "Dann wollen wir unseren Schulhof schöner machen."
„Reaktionen auf sinkende Schülerzahlen“
Quelle: RNZ 04.07.17